Das Jahr 2023 steht für den Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. (JGV) anlässlich seines 100jährigen Gründungsjubiläums ganz im Zeichen der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. In Vorträgen, Exkursionen, Filmvorführungen und Konzerten sowie einer Ausstellung gilt das Interesse dabei insbesondere dem Krisen- und Wendejahr 1923. Das öffentliche Programm zur „Zwischenkriegszeit“, die Zeit zwischen 1918 und 1939, startet im April dieses Jahres. Während hierfür die letzten Vorbereitungen laufen, blickten rund 100 Teilnehmer des internationalen StadtRäume-Projekts vom 22. bis 26. Februar in Brüssel zurück.
Zurück allerdings ausnahmsweise nicht wie bei den vorangegangenen Workshops vorrangig auf Politik, Wirtschaft, Kultur und Stadtentwicklung in den Städten Leverkusen, Jülich, Schwedt/Oder, Villeneuve d‘Ascq (Frankreich), Bracknell (England), Ratibor (Polen), Oulu (Finnland) und Ljubljana (Slowenien). Im Fokus stand stattdessen das eigene Projekt: Wie gelang es den beteiligten Fachleuten und Geschichtsinteressierten, das Projekt unter Corona-Bedingungen und vornehmlich per Videoübertragung im Sommer 2020 zu starten? Wie können Institutionen wie Universitäten, Geschichtsvereine und Museen länderübergreifend erfolgreich zusammenarbeiten? Und in welchen Bereichen müssten die Vorgaben der Mittelgeber des maßgeblich durch die EU finanzierten Projekts zukünftig besser angepasst werden?
Solche und viele weitere Fragen diskutierten Vertreter unterschiedlicher europäischer Institutionen mit den Partnern um die Projektleiter Guido von Büren (JGV), Michael D. Gutbier (Vorsitzender Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen) und Prof. Dr. Wolfgang Hasberg (Universität zu Köln). „Wir haben in den vergangenen drei Jahren nicht nur viel über die Geschichte der ‚Zwischenkriegszeit‘, sondern auch viel über die Zusammenarbeit in einem solchen grenzüberschreitenden Projekt gelernt“, sagt von Büren. „Wir freuen uns, dass wir unsere Erfahrungen gleich mit mehreren europäischen Gremien und Institutionen teilen durften.“
Am 23. Januar hatte bereits eine kleine Delegation das Projekt im Ausschuss für Kultur und Bildung des Europäischen Parlamentes vorgestellt. Dessen Vorsitzende Sabine Verheyen beteiligte sich jetzt auch an einer der Gesprächsrunden, die im Haus der Europäischen Geschichte sowie im Europäischen Ausschuss der Regionen stattfanden. Sie betonte, wie wichtig solche europäischen Austauschprojekte seien, um das Verständnis für unterschiedliche Blickwinkel und das Bewusstsein für die gemeinsame Geschichte zu stärken – ganz besonders angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine, den Wladimir Putin auch immer wieder mit historischen Argumenten zu rechtfertigen versucht.
Bei einem Empfang am 24. Februar, dem Jahrestag der russischen Invasion, sprach Bernhard Marewski dementsprechend auch vom „starken Willen zur Verständigung und zur Freundschaft unter den Völkern“, der das StadtRäume-Projekt kennzeichne. Der 1. Bürgermeister Leverkusens begleitete wie der Jülicher Bürgermeister Axel Fuchs die Delegationen aus dem Rheinland. Fuchs hob in seinem Grußwort auch den Einsatz der „youth group“, der Jugendgruppe innerhalb des Projekts, hervor. Sie hat das Projekt auf Facebook und Instagram begleitet (instagram.com/urbanspaces.eu) und dafür rund 150 Postings erstellt. Die Spannweite reicht dabei von der Kaffeehauskultur in Ljubljana über die jüdische Gemeinde in Schwedt bis hin zum Kino in der Weimarer Republik.
Mehr über das StadtRäume-Projekt und die für 2023 geplanten Veranstaltungen in Jülich, Leverkusen und der Region sind zu finden unter https://star-urbs.eu/.