Herzstück des Brauchtums am Karnevalssonntag in Jülich ist nicht nur der Kengerzoch – es ist auch die Verleihung des Hexenturmordens. Einer Auszeichnung, die dem Taufpaten, dem Pattühm, des Lazarus zuteil wird. Wobei der Vorgänger stets das Laudatorenamt zu übernehmen hat. Diesmal bildeten Bürgermeister Axel Fuchs und Verleger und Buchautor Wolfgang Hommel das „Duo“.
„Ich bin der Axel“, so stellt sich laut Laudator Wolfgang Hommel gerne der Pattühm des Täuflings Axcelsus vor. Nahbar eben. Was dann folgte, war eine wortgewandte und großartige „Studie“ über den „Axel“: einmal als Namensgeber einfacherer und schwierigerer Sprungvarianten beim Eiskunstlauf und die Parallelen dazu. Schließlich die Varianten zum Dreifach-Axel als Bürgermeister bis zum Vierfach-Axel, der „als Kümmerer, der vor Ort ist, in seiner Verwaltung, in der Politik, in den Vereinen, der ein Ohr hat für die Bedürfnisse der Menschen“. Aber auch über „den Fuchs“, das schlaue Fabeltier, den Fuchs, der nicht nur Zoodirektor Freude an Tieren hat, so auch an der Ziege, als Stellvertretertier für seinen Herzensverein „FC Köln“. Herrlich ironisch mit Augenzwinkern, ohne moralisierend zu sein, nahm Wolfgang Hommel die „natürlichen“ und anderen Feinde aufs Korn, mit denen auch „ein Fuchs“ schon mal ins Gehege kommt, sprach über den Fuchs-Bau und Bau-Löwen und schließlich auch über das besondere Temperament. Eines, das ihn schon mal „fuchsteufelswild“ werden ließe. Fazit am Schluss: „Axel, ich freue mich, dass Dir die Ehre zu teil wird, den Hexenturmorden zu bekommen – Du hast ihn Dir verdient!“
Nicht nur als Bürgermeister, als „Freund und treuer Begleiter“ komme ihm die Auszeichnung zu, unterstrich auch Präsident David Ningelgen. „Es ist uns eine Ehre, Dir diesen Orden umzuhängen, den Du als tiefe Verbindung zur Gesellschaft und zu unserer Stadt tragen sollst“, sagte Senatspräsident Linus Wiederholt bei der Ordensübergabe, der minutenlanger Applaus folgte. Dass der Hexenturmorden für Axel Fuchs nicht nur „eine Auszeichnung“ ist, war nicht nur spürbar, sondern auch sichtbar. Der Ausgezeichnete kämpfte mit seiner Rührung und Fassung und brauchte ein paar Momente, um seinen Dank formulieren zu können. Sich in einer Reihe zu sehen mit Freunden, die diese Ehre bereits erhalten hätten, wie „mein Lieblingssozi Martin Marquardt, der beste Historiker der Welt Guido von Büren und Horst, „der Mann, der uns den Zucker hier erhalten hat“. Ehrenkappenträger sei er bereits, bei der CCKG und der KG Ulk aktiv, zum Bürgermeister gewählt: „Was soll es noch Größeres geben?, habe ich mir gedacht.“ Axel Fuchs zeigte sich froh, dass die Lazarusbrüder nicht sofort nach seiner Wahl 2015 ihm den Orden – praktisch als Auszeichnung fürs Amt – zuerkannt haben, sondern gewartet hätten. Er habe sich darauf gefreut, ihn zu bekommen, denn: „Heute schließt sich für mich auch ein stückweit der Kreis“, nämlich zu dem kleinen Jungen, der völlig begeistert von den Lazarusbrüdern war, die Spottverse vortragend durch die Stadt zogen. Und kaum in Worte fassen konnte er, „was das für mich als Menschen und Karnevalisten bedeutet, in diesem Kreis zu sein und hier neben einem Menschen zu stehen, der zu meinen engsten Freunden gehört, mit dem ich gestern noch fünf Stunden gesungen habe.“ Gemeint war damit David Ningelgen, der seit 2019 mit ihm bei „Les6Kölsch1Cola“ auf der CCKG-Bühne steht.
Zur Jahreshauptversammlung werden verdiente Mitglieder geehrt, neue Brüder aufgenommen und Ehrenkappen vergeben. Geehrt wurden Karl-Heinz Chardin und Laurenz Hintzen für 70 Jahre Lazarus-Treue, Dieter Esser für 60 Jahre, Willi Romes, Josef Esser und Stefan Boermann sind bereits 40 Jahre dabei, Wolfgang Erz 30 Jahre, silbernes Jubiläum feiern Michael Schacke und (Jo)Achim Berwix.
In diesem Jahr erhielten eine Ehrenkappe die Landtagsabgeordnete Patricia Peill für ihr weithin sichtbares Engagement für das Brauchtum und die besondere Verbundenheit zum Lazarus, Günther Jäschke, Leiter der Blaskapelle St. Jakobus Waden, die seit über 25 Jahren dienstags musikalisch den Zug begleiten, Günther Nießen, Leiter der Jülicher Polizeidienststelle, der ebenfalls viele Jahre an der Seite des Lazarus durch die Straßen zieht, und schließlich Jürgen Elsen. Nach „über zwei Dekaden“ bei der KG Ulk aus dem Amt des Literaten verabschiedet, erhielt er die Auszeichnung für seine Verdienste um den Jülicher Karneval.
Und eine Neuerung wurde angekündigt: Wer die Lazarus-Brüder unterstützen möchte, kann ab sofort nicht nur spenden, sondern sich als „Brauchtumswächter“ registrieren lassen. Hierfür kann auf der Lazarus-Internet-Seite ein Formular heruntergeladen werden und ein Platz mit diesem Titel gegen bare Münze getauscht werden.
Nach rund anderthalb Stunden wurde die Sitzung geschlossen und Präsident David Ningelgen formulierte, was sicher alle Lazarusbrüder an diesem Tag einte: „Wisst Ihr, was das beste ist, dass ich heute sagen kann? Wir sehen uns am Dienstag!“
Fotos HZGM