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Die Bretter, die die Welt bedeuten

Spielzeit 2016/2017 : Theaterreihe der Stadt Jülich / Kulturbüro

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Die Bretter, die die Welt bedeuten | Foto: AKIM photography
Die Bretter, die die Welt bedeuten | Foto: AKIM photography
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Sehn wir doch das Große aller Zeiten / Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, / Sinnvoll still an uns vorübergehn. / Alles wiederholt sich nur im Leben, / Ewig jung ist nur die Phantasie; Was sich nie und nirgends hat begeben, / Das allein veraltet nie!

1803 hat Friedrich Schiller das Theater mit diesen Zeilen beschrieben und damit eine internationale Redewendung geschaffen. (the boards that means the world oder De Bräder som föreställa världen).

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Ob man das Große aller Zeiten heute eher im Kino oder im Fernsehen sieht und damit nicht mehr auf Brettern, dass sei dahingestellt. Aber es ist nach wie vor auf Brettern zu sehen, und auch in Jülich, obwohl kaum eine kulturelle Veranstaltungsreihe in den vergangenen Jahren in den politischen Ausschüssen und in der Öffentlichkeit häufiger totgesagt wurde   Einzelbesucher, das Theater lebt immer noch. Und wie. In den beiden letzten Jahren gab es eine Vielzahl hochwertiger und unterhaltsamer Produktionen. Eine köstliche und intelligente Komödie: „Der Vorname“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière in der Inszenierung des Grenzlandtheaters; einen atemberaubenden Klassiker: „Wie es euch gefällt“ im Geschlechterwechsel-Gewand im Wald von Arden; einen nervenzerreißenden Krimi von Altmeister Friedrich Dürrenmatt mit gnadenloser Abrechnung zur „Abendstunde im Spätherbst“ und einen phänomenalen Brandner Kaspar, der den Tod erst übers Ohr haut und dann sein Freund wird.

Vorhang auf! Die neue Spielzeit startet am 18.11
mit einem der erfolgreichsten Bühnenstücke der letzten Jahre. Gut gegen Nordwind, nach dem ebenfalls sehr erfolgreichen Roman von Daniel Glattauer, gespielt vom Landestheater Dinslaken.

Eigentlich wollte Emmi Rothner ihr Zeitschriften-Abo beim Like-Verlag kündigen, doch durch einen Tippfehler landet die Mail bei Leo Leike. Der antwortet, um Emmis nervigen E-Mails zu entgehen. Was als spontaner Wortwechsel beginnt, nimmt schnell eine ungeahnt persönliche Wendung.

Lustvoll und provokant erschaffen sich die beiden Unbekannten mittels Computer-tastatur und Bildschirm eine virtuelle Welt, in der eine humorvolle Freundschaft ebenso Platz findet wie lustvolles Verlangen: Liebe in Zeiten des Internets. Modern, geistreich, witzig.

Am 16.12 folgt Die Therapie von Sebastian Fitzek, in einer Inszenierung des Grenzlandtheaters. Die Tochter des bekannten Psychiaters Viktor Larenz verschwindet unter mysteriösen Umständen spurlos. Es gibt keine Zeugen, eine Leiche wurde nie gefunden. Jahre später − Viktor hat sich auf eine einsame Insel zurückgezogen, in der Hoffnung, dort endlich wieder zu sich finden und sich der Geschichte endgültig stellen zu können. Unerwartet bekommt er Besuch von der jungen Autorin Anna Spiegel, die unter Wahnvorstellungen leidet und ihn bittet, sie zu therapieren. Sie behauptet, Visionen von einem Mädchen zu haben, das spurlos verschwunden sei… Sebastian Fitzek trifft den Nerv der Zuschauer − das Bühnenstück konzentriert sich auf das Wesentliche: Vier Akteure in einem Raum ohne Entkommen.

Nach der Komödie und dem Psychothriller folgt das politische Stück. Unter dem Titel „Wie Europa gelingt – eine Europäische Familienaufstellung“ hat die Regisseurin und Schauspielerin Katja Hensel ein brandaktuelles Stück inszeniert:

Der Zusammenhalt in der EU bröckelt gewaltig, darum lädt die Familientherapeutin Inga Hell sieben europäische Länder zu einer Familienaufstellung ein, um an ihren Ängsten, Blockaden und historischen Wunden zu arbeiten und damit die Voraussetzung für eine intakte europäische Familie zu schaffen. Es treten Ressentiments zu Tage, die tief in der Vergangenheit früherer Familienkonstellationen wurzeln (z.B. Jugoslawien, Sowjetunion), Mentalitätsunterschiede fordern der Therapeutin alles ab, doch am Ende hat der Zuschauer einen Blick in die „Seele“ seiner europäischen Nachbarn werfen können und kann idealerweise die europäischen Konflikte  auf sinnliche und unterhaltsame Weise neu begreifen.

Nach einen Abstecher für Opernfreunde zur Zauberflöte nach Düsseldorf kommt das Grenzlandtehater erneut nach Jülich.

Was soll man tun, wenn man eine Freundschaft beenden will, weil diese nur noch Verpflichtung geworden ist? Pierre und Clotilde stellen sich diese Frage, denn ihre langjährige Freundschaft zu Antoine ist schon lange nicht mehr das, was sie einmal war. Sie geben also ein Abschiedsdinner, ohne dass der Freund davon weiß…. „Das Abschiedsdinner“ ist eine wundervolle Komödie über wahre Freundschaft und Freundschaftsoptimierung der anderen Art. Wie schon in „Der Vorname“ decken Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière in rasanten Dialogen mit viel Sprachwitz und schneidigem Feingefühl die unter der Oberfläche brodelnden Befindlichkeiten auf.

Den Abschluss der Reihe serviert das N.N. Theater. 1517 in einem Land, das später einmal Deutschland werden wird. Eine Zeit geballter Dramatik, die Gesellschaft steht vor großen Umwälzungen. Misswirtschaft, Habsucht, Ausbeutung, Unterdrückung, Geiz und Betrug. All das gepaart mit einer geschickt geschürten Furcht vor den Qualen des Fegefeuers. Der Ablasshandel, ein äußerst lukratives Geschäft mit der Angst und dem Glauben.

Die Gesellschaft steht unter starkem Einfluss des ersten global player, der Unternehmerfamilie Fugger. Die neuen Medien der Innovatoren Gutenberg und Cranach beginnen, ihre revolutionäre Wirkung zu entfalten. Leitfigur dieser Umwälzungen wird Martin Luther – mehr oder weniger unfreiwillig. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich eine Geschichte, die die Welt nachhaltig in Aufruhr versetzt.

Das N.N. Theater nimmt das Reformationsjubiläum 2017 zum Anlass, ein Theaterstück dieses kulturgeschichtlichen Ereignisses von Weltrang auf die Bühne zu bringen. Sein langjähriger Regisseur George Isherwood erarbeitet, nun als Autor und ausgewiesener Kenner der Renaissance, diese spannende Epoche zu einer Theaterproduktion, die mit Biss, Ironie und Witz plötzlich vom Heute erzählt.


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