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Schatz, ich hann kahl Fööß

Oder wie ich versuche trotz Sockenlosigkeit und offenen Türen im Winter meine Gesundheit zu erhalten

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Wie bekomme ich meine Füße im Winter warm? | Bild: HZG
Kalte Füße in der Winterzeit | Bild: HZG
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Ich bin Barfußläufer. ­Bekennender. Ich hasse Pantoffeln, Schluppen, Puschen, Hausschuhe, Stoppersocken oder welchen Namen man dieser grausigen Sache auch gerne geben möchte. Zumindest im Haus trifft man mich den Großteil der Zeit mit blanken Füßen an. Das ist komfortabel und nach meiner Meinung auch gesund (Meine besorgte Mutter ist da sehr anderer Meinung, aber dafür hat man ja Mütter, nicht wahr). Allerdings scheine ich zur Gattung der „Kaltblüter“ zu gehören,­ zumindest wörtlich und meine Füße betreffend. Denn im Laufe des Tages verwandeln sie sich, je nach Jahreszeit und ohne dass ich es überhaupt bemerke, in mehr oder minder kalte Eisblöcke. Stört mich nicht weiter, wie gesagt, ich bemerke es gar nicht mal. Nur des Abends, wenn ich ins Bett gehe, hebt sich ihr Zustand so unangenehm von der restlichen kuscheligen Bettumgebung ab, dass ich nicht einschlafen kann. Aber Frau weiß sich ja zu helfen und deshalb bekommt der anwesende Angetraute die trostlose Aufgabe seine Knochen zum Aufwärmen hinzuhalten. Protest hin oder her.

Interessanterweise bin ich in meinem Erwachsenenleben nicht so oft krank, wie ich es landläufiger Meinung nach sein müsste, siehe nackte Füße. Und auch der Hang meinen Hals nicht genug zu bedecken, sollte, so zumindest die Aussage eines Großteils meiner weiblichen vor allem älteren Kundschaft, ausreichen, um mich ständig mit irgendwas zu infizieren. Allerdings hab ich in der kalten Jahreszeit  (also in unseren Breitengraden so von September ­bis Mai) während meiner Arbeit im Laden ständig eine „Laufe­Nase“. Ich weigere mich aber, das in Verbindung zur Kaltfüßigkeit zu setzen. Standhaft behaupte ich, es liegt an der immer offenen Ladentüre (Was allerdings beides ja meine freie Entscheidung ist, also sowohl die offene Tür als auch das Arbeiten überhaupt dort).

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Ein interessanter Nebeneffekt daran ist, dass sobald ich mir auch nur ein einziges Mal die Nase putze, die Kundschaft sich mehr oder minder erfreut erkundigt, ob ich etwa krank sei?! Gerne auch mal in Form von: „Oh, hat es sie etwa auch erwischt?“. Was dann folgt, ist eine wunderbare Unterhaltung in der fast immer auch ein genialer Tipp folgt, was ich denn nun tun sollte, um die Krankheit gleich im Keim zu ersticken.

Zuerst einmal müsse ich etwas essen und trinken. Denn wenn man nicht in ausreichenden Mengen isst und trinkt, so ist das ja der Grund für mindestens 90% aller Krankheiten, nicht wahr. Ist ja allgemein bekannt (seufz). Und dann folgt das Geheimrezept.

Am besten hilft der Alkohol.

Man ist hin und her gerissen zwischen Faszination und einem Ansatz Ekel. In nahezu allen Rezepten kommt Alkohol vor, immer warm (der Teil bei dem ich sofort dabei wäre, wäre ich nicht schwanger). Das reicht dann vom Klassiker warmes Bier am Abend (okay, da wäre ich doch raus) (Deutschland), über eingekochten Würzwein mit Lorbeer (Italien) bis hin zum Hot Whiskey (lecker, lecker ­ danke Lieblingsire – auch, wenn dein Bruder ihn noch besser macht!). Auch mein Hausarzt schwört auf dieses letzte Getränk. Darauf angesprochen, warum denn immer warmer Alkohol ins Spiel müsse, war seine simple Erklärung: Weil es zum Schwitzen bringe und man besser schlafe danach.­ Beides Dinge, die einer schnellen Genesung zuträglich sind. Sicherlich könnte man so auch einen Besuch bei Hella (Glühweinstand auf dem Jülicher Weihnachtsmarkt) rechtfertigen – allerdings gilt: Nur Einen und dann gleich ab ins Bett. Na großartig. Wir Schwangeren müssen dann alternativ Zwiebeln nagen, eine polnische Variante der Erkältungsbekämpfung (erstaunlich, dass da so gar kein Schnaps drin vorkommt). Wahlweise geht auch Zwiebelsaft und auch das neben das Bett legen einer angeschnittenen Zwiebel soll helfen.

Oder ich muss mich den „Quälereien“ meiner Kindheit durch meine besorgte Frau Mama stellen… ein kränkliches Kind war ich nämlich tatsächlich. Am schlimmsten fand ich die aufgelösten Lakritztaler aus der Apotheke. Gelblich­braune, dickflüssige Brühe ­ uääääh. Dicht gefolgt von heißem Holundersaft, der zumindest in meiner Erinnerung genauso dickflüssig wie der Lakritze­trunk war. Meine Mutter bestreitet das allerdings nach wie vor und felsenfest. Ich fand beides so fies, dass ich tatsächlich darüber nachgedacht hatte, das Ganze hinters Bett zu schütten. (In meiner Erinnerung habe ich es auch tatsächlich getan, meine Mutter meinte auf Nachfrage aber, das stimme nicht.). Unbestritten hat aber beides seine Wirkung, mal davon abgesehen, dass Mama es ja gut meinte.­ Danke dafür. Schon Hildegard von Bingen benutzte sowohl Blüten als auch Beeren des Holunderbuschs wegen ihrer vielseitigen Wirkungen. Empfohlen wird Holunder sowohl zur Vorbeugung als auch zur Bekämpfung akuter Erkältungsanzeichen.

Lakritz bzw. die Süßholzwurzel benutzten schon die Ägypter, um Husten und andere Erkrankungen der Atemwege zu lindern. Nachgewiesen wurde sogar eine antiseptische Wirkung. Ausweichen könnte man noch auf heiße Milch mit Honig. Die genaue Wirkweise von Honig kann der interessierte Leser ja nochmal im Herzog­ Magazin „Süß“ (Ausgabe 6/12) nachlesen.

Besser gefiel mir aber der Rat einer jüngeren Kundin, es mit Tee aus indischem Basilikum zu versuchen, ein in Indien als heilig verehrtes Kraut, auch Terra tulsi genannt. Diesem Kraut wird eine ganze Reihe von Wirkmöglichkeiten nachgesagt. Es soll antibakteriell, stressmildernd, schmerzlindernd und Bluthochdruck senkend sein. Ein natürlicher Allrounder. Seine „natürlichen Vorkommen“ konzentrieren sich in Jülich auf die Poststraße – im Teegeschäft von Frau Wangerin. Und zwar in Form eines sehr leckeren Ingwer-­Orangen-Tees, so wurde mir berichtet. Da geh ich doch jetzt gleich mal vorbei ­ wenn‘s doch gesund macht.

Für alles aber gilt: Nicht zu heiß, sonst werden alle guten Wirkstoffe zerstört.

Hot Whiskey
3 cl Whiskey
1 Glas Apfelsaft
Nelken nach Bedarf
1 Zimtstange
1/2 Orangenscheibe
Zucker nach Belieben
Die Orangenscheibe mit Nelken spicken, alles in einem Topf erhitzen. In ein Glas füllen und noch heiß trinken.
Halber Liter Rotwein
2 Lorbeerblätter
Nelken
Zimtstange
Zucker nach Belieben

Alles in einen Topf geben und bei schwacher Hitze einkochen, bis nur noch etwa die Hälfte übrig ist. Dann mit Zucker nach Belieben würzen und heiß trinken.

 

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Andrea Eßer
In Jülich geboren und dann nach der Schule ab in den Süden zum Studium der Wortjonglage. Nach einer abwechslungsreichen Lehrzeit mit den Prominenten dieser Welt, überwog das Heimweh nach dem schönen Rheinland und Jülich im Speziellen. Deckname Lottofee, liebt ihre Familie, Süßigkeiten, Kaffee, alles Geschriebene und Torsten Sträter. Anfällig für sämtliche Suchtmittel (nur die legalen natürlich). Hat schon mal eine Ehrenurkunde gewonnen und ihre erste Zeitung bereits mit zehn Jahren herausgegeben. Hauptberuflich strenger Händchenhalter eines Haufens vornehmlich junger Männer. Der Tag hat notorisch zu wenige Stunden für alle Pläne und kreativen Vorhaben, die meiste Zeit etwas verwirrt.

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