Start Stadtteile Jülich Von einer Braut, dem Teufel und einer Menge „Bahnhof“

Von einer Braut, dem Teufel und einer Menge „Bahnhof“

Eine Aufführung zum Lachen, Grinsen und – Wer versteht hier Bahnhof? - Nachdenken!

90
0
TEILEN
Foto: Dirk Neumann
- Anzeige -

Im neuen Aufführungssaal des Gymnasiums Zitadelle Jülich wurde der Bahnhof zur Bühne für die Facetten des Lebens. Die Schülerschaft des Literaturkurses, geleitet von Ugur Ekener, wurden zu authentisch agierenden Schauspielern und führten die Komödie „Wer versteht hier Bahnhof?“ von Thorsten Böhner in ihrer eigenen Interpretation auf. Der Bahnhof wurde zum Schauplatz, in dem die Jugendlichen Menschen aller sozialen Schichten spielten, die sich beim Zusammentreffen selten verstanden oder zufällig, abfällig aber auch zugewandt interagierten.

Begeisternd schon die erste Szene, in der alle Personen ihr Päckchen nicht nur symbolisch zu tragen hatten, sondern auch wirkungsvoll bei der Reinigungskraft (Ida Bialuschewski) abluden. Der Bahnhofskosmos hatte aber noch mehr zu bieten: den Obdachlosen (Julien Kretschmer), der sich überzeugend als empathischer ehemaliger Polizist entpuppt und doch bescheidend behandelt wird, die Bahnangestellte (Ida Wille), die sich von ihren verzogenen Kindern (Lukas von Koll, Maureen Berger) nicht aus der Bahn werfen lässt und mit diebischer Freude ihrem Verkaufstalent sowie der Lust an unsinnigen Telefonansagen freien Lauf lässt. Als Running Gag treten immer wieder verkaterte Feierende (Till Jansen, Daniel Hranovskij, Malte Schöpe, Vincent Johnen) auf, die nach dem Junggesellenabschied die versetzte Braut (Lena Kannen, Kataryna Miakysheva) suchen.

- Anzeige -

Von der am Multitasking scheiternden Geschäftsfrau (Lina Minkenberg) bis hin zu vor der Ehe fliehenden Männern wurde eine breite Palette menschlicher Geschichten und Schicksale dargestellt. Nancy (Maria Alessia Buca), die respektlose Typen in die Schranken weist, und die vermeintlich machtvolle Mafiabraut (Hava Uludağ), die auf das Glatteis geführt wird, sorgten für Spannung und Humor.

Auch die auf den Nebengleisen gelandeten Passagiere (Greta Meurer) sowie die Snobs (Jana Derksen, Lia Goertz, Mirlinda Kazimi, Christina Maria Kau, Paula Pahl) brachten die Handlung trotz überraschender Richtungswechsel voran. Die karrieresüchtige Politikerin (Sophie Oberhoff) prallte mit dem angehenden Schauspieler (Yohanas Al-Nassar) zusammen, während eine frustrierte Braut (Lena Kannen, Kataryna Miakysheva) mit ihrer Mutter (Frederike Maybaum) die gesamte Strecke nach dem Mann fürs Leben absuchte. Der notorisch untreue Freund (Louis Immendorf) fuhr seine immer gleiche Schiene mit verschiedenen Freundinnen, und muss sich dann eine Ohrfeige nach der anderen gefallen lassen. Ein genervter Ehemann (Oliver Korte) zog auf dem Weg in den Urlaub die Notbremse, während seine dauernervende Ehefrau (Viktoria Kurnianou) verzweifelt versuchte, die Kontrolle zu behalten. Die Frau mit Helfersyndrom (Cosima Hoeps, Greta Meurer) sendete gewollt wenig zündende Signale, um alle zur Umkehr zu bewegen.

Die Inszenierung wurde durch ein bewusst puristisches Bühnenbild und gezielte Lichtsetzung unterstützt, so dass die prägnanten Dialoge der eigentliche „Star“ waren. Die minimalistischen Requisiten ermöglichten es so den jugendlichen Schauspielern, ihre Rollen und die zwischenmenschlichen Dynamiken in den Vordergrund zu rücken.

Besonders hervorzuheben ist die Leistung der Regie und Regieassistenz (Mia O’Dey), die es verstand, die verschiedenen Handlungsstränge zu verflechten und den komödiantischen Charakter des Stücks stets zu bewahren. Herr Ekener und sein Team haben ein Gespür für Timing und Rhythmus bewiesen, sodass auch die Pointen saßen und das Publikum in regelmäßigen Abständen zum Lachen brachten.

Foto: Dirk Neumann
Insgesamt war „Wer versteht hier Bahnhof?“ eine gelungene Aufführung, die sowohl durch schauspielerische Leistungen als auch durch großartige Inszenierung beeindruckte. Die Schülerschaft des Gymnasiums Zitadelle hat gezeigt, dass sie nicht nur Texte interpretieren, sondern auch lebendig und authentisch auf dem Bahnhof als Bühne für das Leben darstellen kann. Ein rundum gelungener Theaterabend, der das Publikum nachhaltig begeisterte.


§ 1 Der Kommentar entspricht im Printprodukt dem Leserbrief. Erwartet wird, dass die Schreiber von Kommentaren diese mit ihren Klarnamen unterzeichnen.
§ 2 Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.
§ 3 Eine Veröffentlichung wird verweigert, wenn der Schreiber nicht zu identifizieren ist und sich aus der Veröffentlichung des Kommentares aus den §§< 824 BGB (Kreditgefährdung) und 186 StGB (üble Nachrede) ergibt.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here